Vorwort





"... Mensch, ist das hier dunkel. Scha-atz !! Du stehst doch da gerade, machst Du mal eben Licht an?"

Eine gepflegte Hand mit attraktiv gestalteten Fingernägeln macht eine kurze Bewegung, es klickt, und die bis eben dunkle Behausung wird taghell.
Eine ganz alltägliche Begebenheit, die heute so oder so ähnlich jedem Einwohner einer Industriegesellschaft so geläufig ist, daß sie kaum jemand bewußt beachten würde. Dabei gibt es den Komfort noch gar nicht so lang, mit einer Handbewegung Licht in praktisch jeder gewünschten Intensität bereitzustellen, und das völlig gefahrlos und vergleichsweise kostengünstig.

Noch vor etwa 150 Jahren sah es in Europa völlig anders aus:

die Arbeiterschaft saß nach einem harten Arbeitstag größtenteils im Dunkeln - schließlich dachte man nicht daran, das mühsam zusammengeschuftete Geld in Pflanzenöl für den Betrieb einer Lampe zu investieren, wo man es für die Nahrungsbereitung viel nötiger brauchte. Und überdies war man von dem brutalen Arbeitstag hundemüde und hätte ohnehin kein Bedürfnis nach Licht mehr gehabt.

Währenddessen mühte sich die Bedienstete eines gehobenen bürgerlichen Haushalts mit einer Moderateurlampe ab: sie reinigte den Lampenzylinder von verharzten Ölspritzern und Rußanhaftungen, goß langsam schmierig träufelndes Pflanzenöl in den Lampenbehälter und zog die Ölpumpe der Lampe auf, wobei etwas von dem eingefüllten Öl überlief.
Wenn ihre Hände nicht jetzt schon mit einer schwer zu entfernenden, klebrig-schwarzen Patina überzogen waren, geschah dieses spätestens beim Dochtputzen: teerige, schwarze Kruste war von dem Docht zu entfernen und der Docht geradezuschneiden, damit die Lampe anschließend wieder einigermaßen hell brannte.
An saubere, gepflegte Hände war nach dieser Prozedur erst einmal nicht zu denken, zumal Cremeseife und fließend warmes Wasser nicht zur Verfügung standen. Zur umständlichen Bedienung der damaligen Beleuchtungsgeräten kommentierte Göthe: "wüßt´nicht, was sie Besseres erfinden könnten, als wenn Lichter ohne putzen brennten!"

Die Landwirtschaft hielt es zu dieser Zeit am traditionellsten: sie benutzte überwiegend noch die Taschenlampe des Mittelalters, den Kienspan. Harzreiche, ca. 20cm lange offenbrennende Holzstäbchen waren es, die in abgelegenen Gegenden noch bis etwa 1920 verwendet wurden.

Trotz also vorhandener Möglichkeiten, teuer, umständlich und teilweise gefahrvoll zu etwas Licht zu kommen, war es doch zu dieser Zeit für die meisten Menschen noch recht dunkel in Europa. Jedoch zeichnete sich im wahrsten Sinne des Wortes helleres und einfacher zu handhabendes Licht am europäischen Horizont ab: Gasbeleuchtung mit offener Flamme, Petroleumbeleuchtung und elektrisches Licht traten auf den Plan und verbesserten die Lichtausbeute und die Handhabung der Lichtquellen.

Wirklich hell wurde es in Europa aber erst 1886 durch eine Erfindung, die innerhalb weniger Jahre das gesamte Beleuchtungswesen völlig revolutionierte: die Erfindung des Gasglühlichtes durch Carl Auer von Welsbach. Die neue Lichtquelle war so erfolgreich, daß Sie die gerade aufkommende elektrische Beleuchtung um fast zwanzig Jahre zurückwarf.

Mit seinem Verfahren des angeregten thermischen Strahlers, im Volksmund des Glühstrumpfes, wurde es möglich, die seit etwa 1820 vorhandenene und bereits weitverbreitete Gasbeleuchtung so umzurüsten, daß statt der dunkel flackernden offenen Gasflammen mittels neuer Glühstrumpfbrenner eine immense Lichtflut bereitgestellt werden konnte, und das für so geringe Kosten, daß sogar Arbeiterhaushalte sie aufbringen konnten.

Wer aber keinen Gasanschluß hatte, konnte die Vorzüge des Gasglühlichtes nicht zunächst nicht nutzen. Dies änderte sich, als verschiedene findige Geister Verfahren entwickelten, flüssige Brennstoffe in Gas, genauer, in Dampf zu verwandeln, und so waren mit Beginn des 20. Jahrhunderts verschiedene Formen von Dampfglühlampen erhältlich.

Über ein nach Empfinden des Autors besonders gelungenes Design, die Marla Spiritus Invertlampe , finden Sie in den weiteren Kapiteln dieser Internet-Seite umfangreiche Informationen von der Geschichte des Herstellers über Bauformen, Technik, bis hin zu Ersatzteilen, Literatur und verwandten Themen.

Für zwei Wermutstropfen möchte ich um Nachsicht bitten: im Webdesign habe ich mich noch zu üben und leider sind auch erst zwei Kapitel online - mit den übrigen Inhalten werde ich mich aber beeilen.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen nun

Stefan Meißner

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